Ein kleiner Abriss der Geschichte der Martin-Luther-Kirche

Die Martin-Luther-Kirche in Bad Bentheim wurde erbaut in den Jahren 1911/12 und ist damit der älteste lutherische Kirchenbau in der Grafschaft Bentheim. Zu dem Zeitpunkt wurden die Lutheraner, die ihren Weg in die vorwiegend reformiert geprägte Grafschaft gefunden hatten, von der Kreuzkirche in Lingen aus seelsorgerlich und gottesdienstlich mitversorgt.

Als zu Beginn des 19. Jahrhunderts der Wunsch nach einem eigenen Gotteshaus stärker wurde, setzte sich insbesondere der Lingener Pastor Wilhelm Frisius dafür ein, konkrete Planungen in Gang zu setzen.

Das Grundstück in zentraler Lage in Bentheim konnte nach einigen Schwierigkeiten vom Fürsten zu Bentheim und Steinfurt erworben werden.

Die Pläne für die Kirche erstellte der Landesbauinspektor Scheele in Hannover.

Als Baumaterial wurde Bentheimer Sandstein vorgesehen, die Bauform ist der „Mutterkirche“, der 1732 erbauten Kreuzkirche in Lingen, angeglichen. Das Gebäude, versehen mit einem schiefergedeckten Dachreiter als Glockenturm, sollte sich in schlichter Form dem Gesamtbild Bentheims anpassen.

Am 10. Dezember 1911 erfolgte die Grundsteinlegung, am 25. August 1912 konnte die Kirche eingeweiht werden.

Während sich die Außenansicht der Kirche an der Schüttorfer Straße in den mehr als 100 Jahren kaum verändert hat, wurden im Innenraum im Laufe der Jahre umfängliche Veränderungen vorgenommen. Bei Renovierungen in den 50er und 60er Jahren wurden die originalen Ausmalungen an Chorbogen sowie Decke entfernt, ebenso die seitlichen Vorhänge im Altarraum und wegen der Blendwirkung auch das schmucklose Chorfenster. Die Kirche bekam insgesamt ein helleres Inneres.

Von der ursprünglichen Ausstattung des Gotteshauses ist der Taufstein aus Bentheimer Sandstein erhalten.

An den reichgeschmückten Charakter der früheren Jahre erinnert vielleicht am augenfälligsten das große Mosaikkreuz, das in den 70er Jahren von der Künstlerin Renate Strasser gefertigt wurde und die Symbolik der ursprünglichen Ausmalungen aufnimmt.

Die Zeit der Weltkriege überstand das Gotteshaus weitgehend unbeschadet, lediglich jeweils eine der Glocken des zweistimmigen Geläutes mussten abgegeben werden. Erst seit 2006 rufen wieder zwei Glocken zum Gottesdienst.

Umfassende Renovierungsarbeiten wurden dann zum 100jährigen Jubiläum in Angriff genommen.

So wie der Außenanstrich wieder der ursprünglichen Farbgebung angepasst wurde – in den 80er Jahren hatte man eine hellere Farbe gewählt -, sollte auch im Inneren möglichst viel von der originalen Ausgestaltung wieder aufgenommen werden. Es stellte sich heraus, dass die vorhandenen Reste der Ausmalungen nicht in einem Zustand waren, der eine Restaurierung erlaubte. Es konnte jedoch der ursprüngliche Durchbruch für das Chorfenster im Altarraum wieder geöffnet werden. Die Vorgabe war, dass die Gestaltung des neu einzusetzenden Fensters sowohl inhaltlich als auch in der Farbgebung mit dem vorhandenen Mosaikkreuz korrespondiert. Man wählte einen Entwurf des Künstlers Egon Stratmann, nach dem im Glasmalereibetrieb Peters in Paderborn ein abstrakt gestaltetes Auferstehungsfenster geschaffen wurde.

So präsentiert sich das Gotteshaus zum 100. Geburtstag hell und einladend, mit Mosaikkreuz und neuem Chorfenster als Blickpunkt im Altarraum.

Einige Jahre später wurde dann ein weiterer Wunsch Wahrheit. Die Martin-Luther-Kirche erhielt eine historische Orgel (William Holt, 1851), die das alte Instrument (Alfred Führer 1956) ersetzte. Die Firma Feenstra aus Grootegast/NL erwarb in England eine nicht mehr benötigte Orgel, restaurierte das Instrument von Grund auf und baute es schließlich im Frühjahr 2017 auf der Empore der Kirche wieder auf.

Weitere Informationen zur Geschichte der Martin-Luther-Kirche, der dort wirkenden Pastoren und der Gemeinde sind zu finden in der Festschrift 

"100 Jahre Martin-Luther-Kirche Bad Bentheim".

Die 220 Seiten starke Schrift, der die vorstehenden Informationen weitgehend entnommen wurden, enthält neben ausführlicheren Texten auch sehr viele Bilder.

Sie ist zum Preis von 12,-€ im Büro zu beziehen.